FEHLERTEUFEL
Die Novellierung der therapeutischen Berufsgesetze steht auf der Agenda der Politik. Das begrüßt der Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV) ausdrücklich und fordert die vollständige Akademisierung der Berufsausbildung.
Heilmittelerbringer gehören zu den Berufsgruppen in Deutschland, die am schlechtesten vergütet werden. Die Folgen dessen sind schon jetzt deutlich zu erkennen: Der Fachkräftemangel ist überall präsent, Patienten müssen immer länger auf freie Termine warten. Denn die geringe Vergütung macht es gerade für junge Leute unattraktiv, Ergotherapeut, Physiotherapeut, Podologe oder Masseur und medizinischer Bademeister zu werden.
Die DSG, Deutsche Schlaganfallgesellschaft, bescheinigt Deutschland eine qualitativ hochwertige Versorgung von Patienten mit einem Schlaganfall, was unter anderem den deutschlandweit angesiedelten Stroke Units zuzuschreiben ist. Zu den interdisziplinär aufgestellten Teams dieser Spezialeinheiten gehören Ergotherapeuten, die vom ersten Moment an dabei sind und ebenso bei der Nachsorge eine wichtige Rolle spielen. „Die Nachsorge ist bei einem Schlaganfall entscheidend dafür, wie gut Betroffene in ihrem Alltag und mit ihrem Leben zurechtkommen“, betont Tanja Benecke, Ergotherapeutin im DVE (Deutscher Verband Ergotherapie e.V. (DVE)). Sie legt dar, wodurch sich die ergotherapeutische Herangehensweise bei einem Neglect, der nach einem Schlaganfall auftreten kann, auszeichnet.
Im letzten Kita-Jahr werden die Kinder spielerisch immer stärker an die für die Schule benötigten Fähigkeiten herangeführt. Doch gelingt das nicht bei allen gleichermaßen gut. „Ergotherapeuten sehen in ihren Praxen Kita-Kinder mit grob- und feinmotorischen oder anderen Entwicklungsverzögerungen. Und immer mehr Kinder, die – auch im weitesten Sinne – mit dem Thema Aufmerksamkeit zu kämpfen haben“, berichtet Kristina Eggert im Kampe, Ergotherapeutin im DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.).
Gefühlt nimmt die Zahl Jugendlicher und Studierender zu, die ‚keinen Plan‘ haben. „Ja, das Thema taucht immer wieder auf: Jugendliche, die die Schule verweigern oder keine Vorstellung von ihrer Zukunft haben. Oder Studierende, die keinen Anfang finden, wenn eine große Arbeit ansteht oder es nicht mehr schaffen, zur Uni zu gehen“, bestätigt Hans-Jürgen Haak, Referent an der Akademie des DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.), seine Erfahrungen im Rahmen der Jugend- und Familienberatung. Er äußert sich dazu, wie Ergotherapeuten mit Betroffenen arbeiten, damit diesen eine nachhaltige Verhaltensänderung ebenso gelingt wie eine stabile Eigenmotivation.
In Deutschland gibt es rund 1,8 Millionen Menschen, die unter dem sogenannten Messie-Syndrom leiden. „Das ist eine grobe Schätzung. Das sind diejenigen, die in Helfernetzwerken oder aus anderen Gründen auftauchen. Die Dunkelziffer ist sicher höher“, sagt Karoline Stiebler, Ergotherapeutin im DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.) und erklärt: „Das Thema ist schambehaftet wie kaum ein anderes.“ Dafür gibt es keinen Grund, denn diese Menschen sind nicht einfach extrem unordentlich. Sie leiden unter einer Organisations-Defizit-Störung. Es sind bestimmte Erlebnisse oder gestörte soziale Funktionen, die dazu führen, dass aus fehlender Ordnung Chaos wird.
Die Themen ‚Digitalisierung‘ und ‚Industrie 4.0‘ sind in den meisten Unternehmen omnipräsent. Und in Fabriken unübersehbar: Neben Robotern hinter Schutzzäunen halten dort vermehrt auch mensch-kooperierende Roboter Einzug. „Diese Entwicklung verändert den Alltag und es ist wichtig, die in der Fabrik arbeitenden Menschen schon früh in den Transformationsprozess einzubinden“, sagt Ulrike Noormann, Ergotherapeutin im DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.). Und erklärt, wie sie ihre Arbeit gestaltet, um Gesundheit, Sinnhaftigkeit und Zufriedenheit am Arbeitsplatz in der Fabrikhalle zu unterstützen.
Welche Kommune hat sie nicht, die Viertel mit besonderem Förderbedarf? Hier machen sich die Folgen sozialer Ungleichheit, internationaler Migrationsprozesse und der demografische Wandel am meisten bemerkbar und beeinträchtigen das Leben dieser Menschen. Doch so soll es nicht sein: Im Grundgesetz ist die Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit und sozialer Sicherheit verankert. „Um dem nachzukommen, konzipieren Kommunen Programme zur Stadtteilentwicklung und initiieren Projekte, um eine vielfältige, humane Lebenswelt entstehen zu lassen,“, erklärt Dr. Sandra Schiller, die sich gemeinsam mit der Ergotherapeutin Monika Mayer im DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.) engagiert. Sie verdeutlicht, dass mit den richtigen Mitteln ein besseres Klima geschaffen werden kann – ein sowohl aus gesellschaftlicher als auch aus politischer und wirtschaftlicher Hinsicht erstrebenswerter Zustand, der letztlich auch für mehr Sicherheit für alle sorgt.
Ein gutes, gesundes Leben führen – wer will das nicht? Krankenkassen bieten zu diesem Zweck Präventionsangebote an, um bestimmten Krankheiten vorzubeugen. Gabriele Woick, Ergotherapeutin im DVE (Deutscher Verband Ergotherapie e.V. (DVE)), vertritt einen anderen Ansatz: Sie hat das Reflexionsinstrument ‚Lebe Dein Leben gut‘ ausgearbeitet und sagt: „Ich lenke den Blick der Menschen auf das, was ihr tägliches Leben ausmacht und damit einen Einfluss auf ihre Gesundheit hat.“ Immer mehr entsprechend fortgebildete Ergotherapeuten bieten interessierten Einzelpersonen, Gruppen oder Unternehmen diese Form von Reflexionsstunden an.
Wachkoma hört sich für viele nach Hoffnungslosigkeit, nach Einbahnstraße an. Das sieht Anne-Mareike Göbel, Ergotherapeutin im DVE (Deutscher Verband Ergotherapie e.V. (DVE)), anders: „Es fallen jährlich etwa drei- bis viertausend Menschen ins Wachkoma, wovon statistisch betrachtet nur etwa 10% dauerhaft in diesem Zustand bleiben werden. Das ist eine sehr positive Prognose.“ Sie und ihre Berufskollegen sind maßgeblich daran beteiligt, die Kommunikation mit Menschen im Wachkoma herbeizuführen, dadurch eine Brücke zur Außenwelt zu schlagen und sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten in Alltagshandlungen einzubinden, also handlungsfähig zu machen. Das erhöht die Chancen dieser Menschen, das Wachkoma zu verlassen.
Erfreulicherweise leben immer mehr alte Menschen länger in den eigenen vier Wänden. „Was sich zunächst wie der Idealzustand anhört, kann für Menschen mit Demenz mitunter in heiklen Situationen münden. Oder die pflegenden Angehörigen stark belasten.“, weiß die Ergotherapeutin Ann-Kathrin Blank, DVE (Deutscher Verband Ergotherapie e.V. (DVE)). Die Erfahrung zeigt, dass Menschen, die bereits ab einem sehr frühen Stadium der Demenz professionelle Beratung und Unterstützung durch Ergotherapeuten erhalten, im Alltag besser zurechtkommen.
An diesem Donnerstag diskutieren Therapeuten aller Heilmittelberufe mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und weiteren Akteuren der Gesundheitspolitik über Verbesserungen in der Heilmittelversorgung!
Auf der Konferenz der Berufsverbände, Berufsfachschulverbände und des Hochschulverbunds Gesundheitsfachberufe zur Zukunft der Ausbildung in Hannover wurde die Offenheit für die Akademisierung der Therapieberufe (Ergotherapie, Logopädie/Sprachtherapie, Physiotherapie) im Eckpunktepapier „Sicherung und Weiterentwicklung der Heilmittelversorgung“ des Bundesgesundheitsministers begrüßt und das folgende Schreiben an den Minister verabschiedet:
Amoyotrophe Lateralsklerose, kurz ALS genannt, ist eine Erkrankung, die schleichend und mit scheinbar harmlosen Symptomen beginnt. „Viele meiner Patienten berichten von einer anfänglichen Schwäche in den Händen oder Füßen.“, beschreibt Theresa Bräuter, Ergotherapeutin im DVE (Deutscher Verband Ergotherapie e.V. (DVE)), erste Anzeichen von ALS. Für ALS gibt es bislang keine ursächliche Behandlung; die Krankheit ist derzeit nicht heilbar. Umso wichtiger ist es, dass sich alle in die Therapie dieser Krankheit Involvierte intensiv austauschen, um eine maximale Linderung der Symptome und das Optimum an Lebensqualität für die Patienten zu bewirken.
Das Gehirn ist die wohl komplexeste Struktur, mit dessen Funktionsweise sich Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen beschäftigen. Die Resultate der Hirnforschung sind für viele Berufsgruppen interessant, auch für Ergotherapeuten. „Tatsächlich verhält es sich so, dass die Hirnforschung heute die Wirkung vieler Ansätze, die Ergotherapeuten schon lange anwenden, bestätigt.“, erklärt der Ergotherapeut Felix Haase, DVE (Deutscher Verband Ergotherapie e.V. (DVE)). Und legt dar, wie diese Erkenntnisse im Zusammenspiel mit Erfahrungen die ergotherapeutische Arbeit prägen.
Schmerzen sind für andere nicht sichtbar. Aber sie verändern das Leben Betroffener massiv. „Chronischer Schmerz ist ein eigenständiges Krankheitsbild, das oft von der Außenwelt missverstanden wird.“, bestätigt die Ergotherapeutin Lisa Käßmair, DVE (Deutscher Verband Ergotherapie e.V. (DVE)), weswegen Menschen mit chronischen Schmerzen häufig diskriminiert werden und es zu einer Stigmatisierung kommt. Wer dauerhaft Schmerzen hat, verändert sein Verhalten im Alltag oft unbewusst. Ergotherapeuten, die Spezialisten für Handlungsfähigkeit im Alltag sind, haben ein Programm entwickelt, um Schmerzpatienten aus dieser Negativspirale heraus zu helfen.
Mehr Chancengleichheit für Kinder zu schaffen bedeutet, an vielen Stellschrauben zu drehen. „Eine Grundvoraussetzung für bessere Bildung ist, alle Kinder im Kindergartenalter rechtzeitig auf die Herausforderungen in der Schule vorzubereiten.“, bekräftigt die Ergotherapeutin Julia Bauschke, DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e. V), die das Programm „Piratenreise“ mitentwickelt hat. Dieses nimmt Vorschulkinder spielerisch unter die Lupe und hilft beurteilen, wie weit Aufmerksamkeit, mathematisches Verständnis, soziale und emotionale Kompetenzen sowie weitere für die Schule wichtige Fähigkeiten ausgeprägt sind. Defizite lassen sich dadurch zielgerichtet fördern, vorhandene Stärken werden weiter ausgebaut.
Auch wenn die Zahl arbeitsloser Menschen in Deutschland stetig sinkt: Es sind noch immer mehr als zwei Millionen Menschen, die keiner Arbeit nachgehen beziehungsweise nachgehen können. Welche Vermittlungshemmnisse im Einzelfall vorliegen, hat unterschiedliche Gründe; manchmal sind es unerkannte, auch psychische Probleme. Um eine Klarheit herbeizuführen, bieten Agenturen für Arbeit und Jobcenter den Arbeitslosen Fördermaßnahmen an. Die Ergotherapeutin Stefanie Esser, DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.), zeigt auf, welchen Nutzen ein solches Projekt für alle Beteiligten hat.
Morbus Parkinson ist eine neurologische Erkrankung, deren Auswirkungen sich anfangs gut mit Medikamenten behandeln lassen. Mit dem Fortschreiten der Krankheit nehmen die Beeinträchtigungen jedoch zu. „Das verändert vieles, bei den Betroffenen selbst ebenso wie bei den Angehörigen und im Umfeld.“ begründet Sabine George, DVE (Deutscher Verband Ergotherapie e.V. (DVE)), weswegen Ergotherapeuten bei der Behandlung von Menschen mit Parkinson alle Faktoren beleuchten. Und diejenigen mit in die Therapie einbeziehen, die am Alltag des Patienten beteiligt sind.
Jetzt ist die Politik gefragt, den Alltag der Heilmittelerbringer zu verbessern.
„Die Bürgerinnen und Bürger sollen spüren, dass sich was ändert“, betonte Jens Spahn in seiner ersten Regierungserklärung als Bundesminister für Gesundheit am 23. März 2018 im Deutschen Bundestag. Heilmittelerbringer wie beispielsweise Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Masseure und medizinische Bademeister und Podologen sorgen mit ihrer Arbeit genau dafür – sie erhalten Arbeitsfähigkeit, vermeiden Pflege und verbessern täglich die Lebensqualität von Millionen von Menschen in Deutschland.