FEHLERTEUFEL
Die Veranstaltung ist ausgebucht.
Freitag, 05. April 2019 - Samstag, 06 April 2019
Ist es möglich Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen so zu begleiten, dass sie messbar aktiver werden? Können manualisierte Therapieprogramme klientenzentriert sein? Ja! Handeln gegen Trägheit ist ein Programm, das gezielt gesundheitsfördernde Aktivitäten aufbaut. Es strukturiert den Therapieprozess, bietet umfangreiches Arbeitsmaterial und knüpft an vorhandenem Wissen und den Grundlagen der Ergotherapie an..
Im Seminar wird das Programm vorgestellt, die wesentlichen Schritte geübt, sodass die Intervention eingesetzt und Klienten unterstützt werden können.
Handeln gegen Trägheit
Ein Therapiemanual für Gesundheit durch Aktivität
Alle im Bereich psychiatrischer Gesundheit Tätigen kennen die Situation, dass ihre Klienten infolge schwerer psychiatrischer Erkrankungen sich häufig schwer tun persönliche Ziele zu formulieren.
Entsprechend kommt es immer wieder zu dem Eindruck die Klienten seien nicht motiviert; sie wollten ihr Verhalten nicht ändern; sie können keine Pläne oder Empfehlungen umsetzen und wirken dadurch auf andere abgestumpft. In der Zusammenarbeit mit diesen Menschen zeigt es sich immer wieder, wie schwer es ist, sie aus dieser häufig schon lange bestehenden Trägheit herauszuholen.
Entweder wird die psychische Krankheit oder die Person selbst für diese Trägheit verantwortlich gemacht. In beiden Fällen bleibt das Gefühl von Machtlosigkeit und Frustration zurück. Inzwischen ist jedoch bekannt, dass es nicht notwendig oder akzeptabel ist, die Trägheit einer Person als etwas Unveränderliches oder als „behandlungsresistent“ anzusehen.
Von daher stellt sich die Frage, wie es möglich wird, Passivität und Betätigungseinseitigkeit zu reduzieren und gesundheitsfördernde Aktivitäten aufzubauen?
2010 veröffentlichte Terry Krupa gemeinsam mit acht Kolleginnen in Kanada die englischsprachige Intervention Action over inertia (Handeln gegen Trägheit). Die Autoren, sowohl in der Lehre, als auch als praktizierende Ergotherapeuten in verschiedenen psychiatrischen Arbeitsfeldern, entwickelten damit die erste manualisierte ergotherapeutische Intervention für die psychiatrische Ergotherapie und erprobten diese im Rahmen einer Pilotstudie.
Waren zu Beginn Menschen mit einer schweren psychischen Erkrankung die Zielgruppe, wird das Programm heute in Kanada bereits mit Schmerzpatienten; Soldaten, die aus Kriegseinsätzen heimkehren; Menschen, die aus dem Erwerbsleben in den Ruhestand wechseln und Menschen mit kognitiven Einschränkungen eingesetzt.
Um was geht es?
Das Programm richtet sich Menschen deren Betätigungsbalance, beispielsweise aufgrund einer schweren psychiatrischen Erkrankung, ein Ungleichgewicht aufweist. Häufig sind Passivität, sozialer Rückzug, Bewegungsmangel, Teilhabeeinschränkungen oder Betätigungseinseitigkeit die Folge. Mit Unterstützung der Ergotherapeutin sollen sie durch einen strukturierten Therapieprozess ihre Aktivitätsmuster so verändern, dass sich die Betätigungsbalance, Wohlbefinden und Teilhabe trotz krankheitsbedingter Einschränkungen verbessern. Das Programm folgt damit auch aktuellen recoveryorientierten Ansätzen. Das Manual stellt dafür umfangreiche Hilfsmittel für die Therapie zur Verfügung, unterstützt die Strukturierung des therapeutischen Prozesses und die Zusammenarbeit.
Handeln gegen Trägheit baut auf dem Canadian Model of Occupational Performance and Engagement (CMOP-E) auf, hat eine starke Klientenzentrierung und eine durchgängige Alltagsorientierung. Der Referent hat das Manual komplett ins Deutsche übersetzt, kulturell angepasst und Rahmen eine Pilotstudie dessen Anwendbarkeit überprüft.
Das Therapieprogramm lässt sich aufgrund der Struktur und der Ressourcenorientierung sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich anbieten. Die Durchführung als Einzeltherapie ist sinnvoll, eine Anpassung an die eigenen Rahmenbedingungen ist jedoch möglich. Es erfordert keine besonderen Rahmenbedingungen und kann überall eingesetzt werden, wo mit (chronisch) psychisch kranken Menschen gearbeitet wird.
Im Jahr 2017 wurden Andreas Pfeiffer und Werner Höhl für die deutsche Adaption des Therapiemanuals, die Pilotstudie und dem Schulungskonzept mit dem Preis für Pflege- und Gesundheitsfachberufe in Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik 2017 der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) ausgezeichnet.
Anfang 2018 veröffentlichten Lisa Käßmair und Andreas Pfeiffer das Ergänzungsmaterial für Menschen mit chronischen Schmerzen.
Inhalte
Im Seminar werden die theoretischen Grundlagen zum Therapieprogramm vermittelt. Anhand von Fallbeispielen wird der Einsatz der Therapiematerialien vorgestellt und von den Teilnehmern in Gruppenarbeiten praktisch vertieft.
Ergänzend werden die Erfahrungen in der praktischen Anwendung aus Sicht des Referenten und der Patienten berichtet.
Die Teilnehmer kennen die theoretischen Grundlagen und wissen wie Handeln gegen Trägheit eingesetzt werden kann. Sie können nach dem Seminar die Intervention anbieten und Klienten unterstützen, die Trägheit durch Handeln zu überwinden und dadurch deren Gesundheit zu fördern. Alle dafür erforderlichen Materialien sind im Seminar enthalten und zusätzlich erhalten die Teilnehmer konkrete Umsetzungstipps für den therapeutischen Einsatz.
Gebühren für DVE Mitglieder | 280 € |
Gebühren für andere | 390 € |
Fortbildungspunkte: 16
Seminarnummer: 19-04-Trae
Weiterführende Literatur
Krupa, Terry et al. (2016). Handeln ermöglichen - Trägheit überwinden. (A. Pfeiffer, Trans.) (1., 2017th ed.). Idstein: Schulz-Kirchner.Edgelow, M. & Krupa, T. (2011).
Siemens, T., Mikalson, K. & Chiasson L. (2018). Chronischer Schmerz – Ergänzungsmaterial zu Handeln ermöglichen - Trägheit überwinden. (L. Käßmair & A. Pfeiffer, Trans.) (1., 2018th ed.). Idstein: Schulz-Kirchner.
Pfeiffer, A. (2017). Veränderungsimpulse setzen - Handeln gegen Trägheit. Ergotherapie und Rehabilitation, 56 (5), 24-27. doi: 10.2443/skv-s-2017-51020170503
Pfeiffer, A. & Höhl, W. (2018). Therapieprogramm „Handeln gegen Trägheit“. Neurotransmitter, 29 (1), 36-40. doi: 10.1007/s15016-018-6263-6
10:00 – 17:30 Uhr
09:00 – 16:45 Uhr