presse

  • Fehlerteufel

    Sie haben einen Fehler auf dieser Seite gefunden? Dann schicken Sie uns doch einfach eine Nachricht mit der Angabe, wo sich der Fehler versteckt hat. Der aktuelle Link dieser Seite wird automatisch mit übertragen.
    Ungültige Eingabe
    Ungültige Eingabe
    Bitte geben Sie Ihre Nachricht ein!
    Ungültige Eingabe
    Bitte beantworten Sie die Sicherheitsfrage

FEHLERTEUFEL

 

Es gibt viele Gründe, weshalb werdende Mütter Alkohol trinken. Aus Leichtsinn, wegen fehlendem Wissen oder aufgrund einer bestehenden Abhängigkeit. Oder weil es eine ungewollte Schwangerschaft ist, was meist auf sehr junge Schwangere zutrifft. „In diesem Alter ist es besonders wichtig, „cool“ zu sein, dazuzugehören – trotz oder gerade wegen der Schwangerschaft“, weiß Kirsten Kramer. Dennoch: Verständnis ist hier nicht angebracht, mehr Aufklärung hingegen schon. Alkoholkonsum ist während der gesamten Schwangerschaft schädlich; abhängig vom Entwicklungsstand des Fötus kann bereits ein Glas Sekt eine Behinderung verursachen. Gerade die Zeit, wenn sich das Gehirn entwickelt, ist besonders problematisch – schon geringste Mengen Alkohol wirken schädlich. Der Fötus baut den Alkohol sieben Mal langsamer ab als die Mutter und hat deshalb das Zellgift des Alkohols so viel länger im Organismus.

 

Wichtig für die Diagnose: Ehrlichkeit
Wie zeigt sich FASD? Die Auswirkungen sind vielschichtig. “Es ist ein Symptomkomplex, der sich in Form von körperlichen und psychischen Störungen oder Lernschwierigkeiten zeigt“, so die Expertin. Sie führt weiter aus: „Kinder mit FASD kommen oft schon zu klein oder zu leicht zur Welt. Sie sind häufig in ihrer geistigen, sozialen, emotionalen, körperlichen und motorischen Entwicklung verzögert. Verhaltensauffälligkeiten bis hin zu Schwerstmehrfachbehinderungen – das Spektrum möglicher Folgen von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft ist breit“. Eine eindeutige Diagnose ist daher oft schwierig, zumal die Mütter ihren Alkoholkonsum meist aus Scham verschweigen. Doch Ehrlichkeit und Offenheit sind besonders wichtig, um frühzeitig Hilfe und Förderung zu erhalten. Und die sind dringend nötig, allem voran durch Ergotherapeuten. Die zeichnen sich durch ihre besonderen Heran- und Vorgehensweisen und alltagsbezogene Förderung bei Menschen mit Behinderungen jeglicher Form aus.

Schritte eins und zwei: Vertrauen bilden …
Nahezu jedes Kind mit FASD erlebt eine überforderte Mutter, die nicht mit den Besonderheiten und Schwierigkeiten, die ihr Kind zeigt, zurechtkommt. Manche Mütter sind alleinerziehend oder noch sehr jung und unerfahren und kämpfen mit ihrer eigenen Lebenssituation. Auch sind nicht wenige Kinder in Pflegefamilien untergebracht, weil die Verhältnisse in der Ursprungsfamilie so schwierig sind. All das berücksichtigen Ergotherapeutinnen wie Kirsten Kramer, wenn ein Kind mit FASD das erste Mal zu ihnen kommt. Kinder mit FASD haben in ihren ersten Lebensjahren auch in puncto Beziehung – gerade zur Mutter – oft schlechte Erfahrungen gemacht. „Neben einer gründlichen Befunderhebung, bei der wir herausfinden, in welchem Bereich der größte Förderbedarf besteht, ist es daher besonders wichtig, eine stabile Beziehung zu den Kindern aufzubauen. Das ist die Voraussetzung für ihre körperliche und seelische Entwicklung und die Fähigkeit, zwischenmenschliche Beziehungen auch außerhalb der Familie zu schaffen“, betont die Ergotherapeutin.

…und Grenzen setzen
Doch wie geht das? Mütter wollen das doch auch. „Konsequentes Handeln und Reagieren sind maßgebliche Parameter, um Kindern Verlässlichkeit zu zeigen. Kinder mit FASD tanzen gerne aus der Reihe, provozieren oder laufen davon um zu testen, wie weit sie gehen dürfen oder ob man hinterherkommt“, beschreibt die Ergotherapeutin ein Bild vom Alltag mit diesen Kindern. Da hilft nur Klarheit: Immer eindeutige Stoppzeichen setzen, was darf das Kind, was darf es nicht. Nicht einmal etwas zulassen, das andere Mal nicht. So lernen auch Kinder mit FASD den Rahmen für angemessenes Verhalten kennen.

Schritte drei bis hundert: positiv verstärken
Kirsten Kramer wendet verhaltenstherapeutische Ansätze ebenso an wie andere, für das jeweilige Kind passende ergotherapeutische Konzept. Das Prinzip bei all diesen Methoden: Die positiven Eigenschaften und Verhaltensweisen des Kindes erkennen und konsequent loben. Ein Kind mit FASD lebt vom Lob – so wie jedes andere im Übrigen auch. „Das ist meist eine völlig neue Erfahrung für das Kind. Es ist häufig der Sündenbock in der eigenen Familie, denn es sprengt mit seinem Verhalten immer wieder den Rahmen“, verdeutlicht Kramer, warum und wie sie eine Verhaltensänderung herbeiführt. Da wird nicht etwa das Negative gesehen. Statt dem Kind vorzuwerfen, dass es sich gerade wieder falsch verhält, ist es besser, das Positive zu spiegeln und immer auszusprechen, wenn etwas gut klappt.

Immer beteiligt: das Umfeld
Es ist ein ergotherapeutisches Selbstverständnis, das Umfeld einzubeziehen. Denn erst, wenn alle an einem Strang ziehen, informiert und instruiert sind, kann es zum bestmöglichen Resultat der Intervention kommen, so die Überzeugung und Erfahrung von Ergotherapeuten. „Niemand kann sich vorstellen, wie unglaublich schwierig und anstrengend das Zusammenleben mit einem Kind mit FASD ist“, sagt Kramer. Gleichzeitig weist sie darauf hin, dass nur mit dem Wissen und dem Verständnis, warum diese Kinder so sind wie sie sind, ein erträglicheres Miteinander möglich ist. Denn bei aller Förderung, positiven Veränderungen und verbesserten Selbstregulation: FASD ist nicht rückgängig zu machen. Diese Kinder leiden ein Leben lang an den Folgen des Alkohols in der Schwangerschaft.

Informationsmaterial zu den vielfältigen Themen der Ergotherapie gibt es bei den Ergotherapeuten vor Ort; Ergotherapeuten in Wohnortnähe auf der Homepage des Verbandes im Navigationspunkt Service und Ergotherapeutische Praxen, Suche.

  pdf Diese Meldung als pdf mit Bildern (378 KB)