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FEHLERTEUFEL

 
Die derzeitigen, durch die Corona-Pandemie bedingten Einschränkungen stellen vor allem Eltern vor ungeahnte Herausforderungen. In der Krise kommt vieles zum Vorschein, was sich zuvor im Familiensystem nicht gezeigt hat; Kinder werden zunehmend anstrengend bis auffällig. Besonders hart trifft der Lockdown Eltern oder Alleinerziehende mit schwierigen Kindern, die in regulären Zeiten auf externe Infrastrukturen wie Beratungsstellen oder Familienhilfe und andere Einrichtungen zurückgreifen konnten, die jedoch Pandemie-bedingt geschlossen haben oder ihr Angebot ausdünnen mussten.

Situation in Familien spitzt sich zu
Eltern können einfach nicht all das, was zurzeit wegfällt, auffangen oder kompensieren. Haben anfangs vor allem die Anforderungen an die Eltern durch Homeschooling die Eltern-Kind-Beziehung belastet, kommt mittlerweile hinzu, dass es noch immer zu wenig oder gar keine Möglichkeiten für Sport und Bewegung für die Kinder gibt: Schulsport findet ebenso wenig statt wie Sport im Verein. Gleichzeitig verbietet das Reduzieren der sozialen Kontakte, sich auf dem Spiel- oder Sportplatz zu treffen. Die Brisanz dieser neu geschaffenen Rahmenbedingungen für Kinder wird von außen, insbesondere von Personen, die selbst keine Kinder haben, völlig unterschätzt. Möglicherweise sogar von den Eltern selbst. „Der Kinderarzt ist ein vertrauensvoller Ansprechpartner, wenn Eltern feststellen: ‚Wir haben Schwierigkeiten mit dem Kind‘“, sagt Martin Menzel-Bösing, der sich weniger Mandate und dafür der Gesellschaft mehr (psychisch) gesunde Kinder wünscht. Er weiß, wie leicht die Kinderpsyche in dauerhaft prekären Familienverhältnissen Schaden nimmt und empfiehlt daher, dringend dem Rat von Experten wie dem Kinderarzt zu folgen. Dieser kann beispielsweise Ergotherapie verordnen.

Ergotherapeuten arbeiten an der Eltern-Kind-Beziehung
Menzel-Bösing ist dankbar dafür, dass Ergotherapeuten im Gegensatz zu den systemstabilisierenden Einrichtungen wie Beratungsstellen & Co. die gesamte Zeit und während sämtlicher Lockdowns durchweg da waren und da sind. Zumal sie auf allen Ebenen arbeiten – mit den Kindern, aber eben auch mit den Eltern. Kinder verlangen Eltern viel ab. Das wissen Ergotherapeuten durch ihre tägliche Arbeit sehr gut. Sie stärken Kinder und statten sie mit Kompetenzen aus, um sich in bestimmten Situationen besser steuern und mit ihren Impulsdurchbrüchen besser umgehen zu können. Gleichzeitig beraten Ergotherapeuten die Eltern, wie sie bei herausfordernden Verhaltensweisen ihrer Kinder die eigene Hilflosigkeit durch pädagogisches Geschick ersetzen können. Und zwar so, dass es zu ihren eigenen Werten und Erziehungsgedanken passt. „Ergotherapeuten schauen immer individuell“, weiß der Kinder- und Jugendanwalt, der die Fähigkeiten von Ergotherapeuten durch seine Lehrtätigkeit an einer Fachschule für Ergotherapie gut einzuschätzen weiß. Besonders wichtig aus seiner Sicht: die praxisnahe Vorgehensweise von Ergotherapeuten. Sie setzen unter anderem beobachtende Verfahren ein, um sich selbst ein Bild über die aktuelle Lage zu verschaffen. Sie schauen sich heikle tägliche Aufgaben im Alltag an, wie Hausaufgaben machen, Zubettgehen, gemeinsames Essen. Solche Situationen sind mit einem hohen Eskalationspotenzial behaftet. Insbesondere dann, wenn bei allen die Nerven blank liegen, gerät das Kind dabei oft ebenso außer Kontrolle wie die Eltern.

Ergotherapeuten beraten und schulen Eltern
Ergotherapeuten vermitteln Eltern – meist sind es rollenbedingt in erster Linie Mütter – vor allem eine andere, erzieherische Haltung, um von einer defizitären, gereizten Sichtweise auf das Kind wegzukommen. Erst mit einem entspannten und liebevollen Blick ist es möglich, das eigene Kind zu verstehen und zu akzeptieren: Das Kind ist so, wie es ist. Und das ist gut so. Es gibt weder perfekte Kinder, noch gibt es perfekte Mütter und Eltern. Und das ist in Ordnung. Gleichzeitig beleuchten Ergotherapeuten gemeinsam mit den Eltern, welche Möglichkeiten für sie passen, um in der Erziehung mit Klarheit und Konsequenz zu handeln und dem Kind eindeutige Grenzen zu setzen. Ebenso, wie den nötigen Spielraum zu lassen. Wie das alles in der Praxis klappt, überprüfen Ergotherapeuten kontinuierlich, indem sie immer wieder fragen und das Zusammenspiel von Eltern und Kind beobachten: Was funktioniert schon gut, was ist zu verändern oder anzupassen.

Kinderschutz als soziale Verantwortung des Umfelds
„So läuft es im Idealfall“, erklärt der Kinderanwalt. In den Fällen, in denen er ein Mandat erhält, geht es den Kindern jedoch schon sehr schlecht, sie haben Schlimmes erlebt und es ist klar: das Umfeld muss etwas bemerkt haben, hat aber nichts unternommen. Damit es mehr ‚Idealfälle’ geben kann, fordert Menzel-Bösing daher nicht nur Eltern selbst auf, sondern auch das Umfeld: „Werdet aktiv!“ Damit meint er nicht etwa einmischen, denunzieren oder anzeigen, sondern zu sagen: „Ich kenne das, was Du erlebst, Krisenphasen sind normal. Überforderungszeiten und -situationen gibt es in jeder Familie. Manchmal weiß man einfach nicht weiter, aber wir wollen doch alle nur eins: dass es dem Kind gut geht, denn nur dann geht es auch uns selbst gut.“ Wer Eltern oder Elternteile in prekären Situationen verständnisvoll und einfühlsam anspricht, tut Gutes, ist wirkungsvoller Kinderschützer. Denn Kinderschutz ist nicht dazu da, die Eltern zu strafen. Kinderschutz dient Eltern und Kindern, möglichst gewaltfrei miteinander leben zu können.

Informationsmaterial zu den vielfältigen Themen der Ergotherapie gibt es bei den Ergotherapeuten vor Ort; Ergotherapeuten in Wohnortnähe auf der Homepage des Verbandes unter https://dve.info/service/therapeutensuche

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