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FEHLERTEUFEL

 

Was ist Lernberatung und warum ist es so wichtig, dass die Eltern darin eingebunden sind? Dazu Sara Hiebl: „Lernberatung unterscheidet sich deutlich von Hausaufgabenhilfe, Nachhilfe oder Lerntherapie. Ergotherapeutische Lernberatung bedeutet, Kindern Strategien zum Lernen und Hausaufgaben machen zu vermitteln, die fächerübergreifend und fähigkeitsorientiert sind“. Um das Lernen für Kinder optimal gestalten zu können, braucht es die Eltern. Denn die spielen vor allem während der Zeit in der Grundschule die Rolle eines Unterstützers, um das Kind beim Lernen „bei der Stange“ zu halten. Heißt, das Lernen so zu gestalten, dass das Kind Freude daran hat, es zu motivieren und die Beziehung zum Kind zu pflegen, für das Kind da zu sein. Das gilt für alle Kinder, die eine Aufmerksamkeits- oder Konzentrationsschwäche, eine Störung oder motorische Probleme haben sowieso, aber eben auch für viele andere Kinder ohne Beeinträchtigung. „Selbstläufer“ gibt es seltener und schon gar nicht beim Eintritt in die Schule. Ein wesentlicher Aspekt, der die Beziehung zum Kind stärkt, ist, dem Kind klar und deutlich zu zeigen, dass es einen Kompetenzzuwachs hat, es zu loben und zu bestärken, wenn ihm etwas gelingt. Kinder wollen stolz auf sich und ihre Leistung sein. Nehmen Eltern ihren Kindern Dinge ab, die sie können, schwächt das das Vertrauen des Kindes in die eigenen Fähigkeiten. Auch wenn es dann schneller geht oder die Eltern dem Kind helfen möchten, eine bessere Note zu bekommen. Was beim Kind ankommt, ist, dass sie ihm etwas nicht zutrauen. Völlig falsch verstandene Hilfe also – bei Kindern mit einer Beeinträchtigung ebenso wie bei Kindern ohne. Kinder können so kein Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln.

Teil der Lernberatung: Lerntypen erkennen
Zunächst geht es in der Lernberatung darum herauszufinden, wie das Kind am besten lernt. „Das Erkennen von Lerntypen ist nicht wissenschaftlich anerkannt; die Erfahrung in der Praxis zeigt jedoch, dass Kinder über „ihren“ Wahrnehmungskanal – und möglicherweise einen zweiten – Wissen einfach besser verankern können“, erklärt Anja Junkers, was manche Eltern zuhause selbst feststellen: Es klappt nicht zwangsläufig, einem Kind eine Lernweise, zum Beispiel die eigene oder die eines Geschwisterkindes, überzustülpen. Versuchen Eltern etwa, die Elemente des visuellen Lernens, das über das Sehen abläuft, bei ihrem Kind anzuwenden, funktioniert diese Methode nicht, wenn es ein anderer Lerntyp ist. Beispielsweise ein auditiver Lerntyp. Diese Kinder brauchen Ruhe oder wenigstens einen geringen Geräuschpegel beim Lernen; sie lernen über das Hören, das Erarbeiten von Merksätzen oder durch ein Quiz besser. Ganz anders sieht es bei den haptisch, taktil-kinästhetisch Veranlagten aus: Sie müssen sich bewegen, etwas anfassen, auseinander- und zusammenbauen, um Wissen aufzunehmen und zu vertiefen. Der vierte Lerntyp umfasst diejenigen, die den kommunikativen Wahrnehmungskanal bevorzugen, also über das Gelernte reden müssen oder im Gespräch über den Lernstoff das für sie Wesentliche herausziehen.

Ergotherapeutische Beratung zu Lernumfeld und Lerntechniken
Bei der Analyse der Lerntypen geht es den Ergotherapeutinnen auch darum, dass die anwesenden Eltern ihr Kind besser verstehen und lernen, wie sie ihre Unterstützung auf das Kind und seine Bedürfnisse beim Lernen ausrichten können. Mit dem Wissen, welcher Lerntyp das Kind ist, wird auch klar, wie das Lernumfeld zuhause aussehen sollte: ein ausreichend großer (Schreib-)Tisch ist Pflicht für visuelle Lerntypen. Sie brauchen Platz, um unterschiedliche Stifte, buntes Papier und Sticker, mit denen sie den Lernstoff bearbeiten oder Lernplakate herstellen, um sich herum auszubreiten. Eine weitere Voraussetzung: eine geordnete, aufgeräumte Umgebung. Kinder hingegen, die über den taktil-kinästhetischen Wahrnehmungskanal lernen, schaffen es nicht, beim Lernen stillzusitzen – sie lernen am besten durch oder in Bewegung. Ergotherapeut:innen raten Eltern dieser Kinder beispielsweise, das Kind beim Lernen von Vokabeln oder Formeln einen Luftballon zu der abfragenden Person schlagen zu lassen und dazu die Übersetzung oder Lösung zu sagen. So gibt es für die Eltern und die Kinder in der Lernberatung zahlreiche Tipps und Empfehlungen für jeden Lerntyp. Auch erfahren die Eltern Näheres zu den Lerntechniken. Diese umfassen lernökologische Elemente wie Lernumgebung oder Vorschläge, wie sich Kind und Eltern beim Lernen verhalten sollten. Dabei vermitteln Ergotherapeut:innen auch, dass Kinder bis zur zweiten Klasse gar nicht alleine in ihrem Zimmer lernen können. Sie lernen für die Beziehung zu Mama und Papa und brauchen deren Nähe, um zuhause Hausaufgaben erledigen und Wissen aufnehmen zu können. Ein weiterer Part der Lernberatung beleuchtet allgemeine Strategien: Kinder müssen erst lernen, wie sie sich selbst und die Arbeitsmaterialien organisieren, dass sie in der Schule zuhören sollen. Sie üben Gedächtnistechniken und erfahren – ebenso wie ihre Eltern – dass Lerninhalte wie zum Beispiel der Grundwortschatz und das Einmaleins „sitzen“, sprich automatisiert sein müssen.

Beziehung zum Kind positiv und liebevoll gestalten
„Es mag sich zunächst nach viel Arbeit und Zeitaufwand anhören“, sagt Sara Hiebl und gibt Eltern und ihren Kindern eine Perspektive: „Lernberatung lohnt sich, denn alles dient dazu, das Lernen zu erleichtern, zielgerichtet zu gestalten und dem Kind bereits ab dem Schulstart erfolgreiches und motiviertes Lernen zu ermöglichen. Schule darf ein Ort sein, wo es gerne hingeht“. Zudem verhält es sich so, dass Eltern mehr und mehr loslassen können, ja müssen. Was allerdings die Beziehung und das Interesse an Kind und Schule angeht, bleibt dieses bestehen. Eine Studie belegt, dass Kinder bessere schulische Leistungen erbringen, deren Eltern sich für schulinterne Dinge und die Emotionen ihrer Kinder im schulischen Kontext interessieren, sie ermutigen bei Schulveranstaltungen mitzumachen und selbst am Schulleben teilnehmen, „Geben Eltern Schule, Wissen und Lernen eine Bedeutung und zeigen sie ihrem Kind auf liebevolle Art und Weise ihr Interesse, übernimmt es diese Haltung“, schließt Anja Junkers ab. Dass dennoch nicht immer alles rund und glatt läuft, versteht sich von selbst. Daher sind Ergotherapeut:innen auch bei Themen wie Lernblockaden oder bei Machtkämpfen eine hilfreiche Anlaufstelle beziehungsweise gehört es zur Lernberatung, Eltern für solche Fälle vorzubereiten.

Ergotherapeutischer Umgang mit Krisen, Lernblockaden, Machtkämpfen
„Lernblockaden sollten erst gar nicht entstehen“, sagt Anja Junkers und erklärt: “Wenn Lernblockaden erst einmal entstanden sind, kommt es zur Angst vor der Angst“. Lernblockaden treten häufig in Prüfungssituationen auf. Anfangs kann ein Kind selbst nicht einschätzen, wie viel Vorlaufzeit es vor Arbeiten und Tests benötigt. Daher sollten Eltern darauf achten, dass ihr Kind etwa drei bis vier Tage vorher für eine Arbeit übt. Um beispielsweise mündlichem Abfragen im Unterricht den Stress zu nehmen, ist es sinnvoll, den Lernstoff zuhause ebenfalls mündlich zu üben. Entspannungs- oder Braingym also Gehirnjogging-Übungen zur Steigerung von Konzentration und Leistung tun ein Übriges. Erhöht sich der Herzschlag in Testsituationen, wissen die Kinder aus der Lernberatung, wie sie sich helfen. Kreuzbewegungen oder andere Techniken bauen Adrenalin ab und bringen die Ruhe zurück. Genauso haben die Eltern ihren Anteil. Vermitteln sie ihrem Kind Sicherheit und Souveränität, statt morgens nochmal hektisch beim Frühstück Matheaufgaben abzufragen, entstehen die Stabilität und Rückendeckung, die das Kind braucht, um Tests und Arbeiten bestmöglich zu absolvieren. Schrauben Eltern ihre Erwartungen unrealistisch hoch oder ziehen sie sich zurück, obwohl das Kind ihre Anwesenheit und ihr Interesse beim Lernen benötigt, folgen häufig Machtkämpfe. Eine überzogene Erwartungshaltung vermittelt Kindern, nicht genug zu sein. Der Schuss geht nach hinten los, die Kinder steigen beim Lernen aus – sie können das Ziel ohnehin nicht erreichen. „Liefern sich Eltern dann einen Streit mit ihren Kindern, verschlimmert das die Situation“, beschreibt Sara Hiebl, wie es besser nicht laufen sollte und fährt fort: „In der Lernberatung hat auch die Beziehung zwischen Eltern und Kind einen hohen Stellenwert und wir zeigen, wie Eltern liebevoll konsequent handeln können, um Herr der Lage zu bleiben oder wieder zu werden“. So, wie in dieser Situation, verändert sich das Lernen generell zum Positiven, ist die Beziehung zwischen Eltern und Kind entspannt. Dank ergotherapeutischer Lernberatung können das alle Eltern und Kinder lernen.

Zu mehr Informationen zur Lernberatung durch Ergotherapeut:innen sowie einer Therapeut:innenliste geht es hier entlang: https://www.ergotherapie-gilching.de/ergotherapie/du-und-ich-konzept/ Informationsmaterial zu den vielfältigen Themen der Ergotherapie gibt es bei den Ergotherapeut:innen vor Ort; Ergotherapeut:innen in Wohnortnähe auf der Homepage des Verbandes unter https://dve.info/service/therapeutensuche