Positiv umgehen mit Multipler Sklerose – daran erinnert der Welt-MS-Tag jährlich. Denn auch mit dieser schweren Erkrankung ist es möglich, lebenswert zu leben. Das wissen Betroffene, die sich gezielt informieren, sich frühzeitig um professionelle Hilfe kümmern und aktiv an der Behandlung mitwirken. Ergotherapeuten gehören für sie selbstverständlich ins Helferteam. Ergotherapie: für mehr Lebensqualität
Die Diagnose Multiple Sklerose, kurz „MS“ genannt, ist niederschmetternd, denn bei den meisten Betroffenen treten die erste Symptome im Alter von 20 bis 40 Jahren auf. Zu diesem Zeitpunkt prägen Zukunftspläne und das Verwirklichen von Träumen das Leben. Berufsausbildung, Studium, Karriereplanung stehen ebenso an wie die Gründung einer Familie. Doch mit MS spielt plötzlich der Körper verrückt. Obwohl Forschungsgruppen unterschiedlichste Ansätze verfolgen, gibt es derzeit noch keine Aussicht auf Heilung bei dieser Krankheit. Umso wichtiger ist es, den Betroffenen möglichst viel Lebensqualität zu sichern. Eine der zielführendsten Möglichkeiten hierfür ist die therapeutische Unterstützung durch Ergotherapie.
Ergotherapie: individuell und aktuell
In Deutschland leiden derzeit etwa 130.000 Menschen an MS, die damit zu den häufigsten chronisch-entzündlichen Erkrankungen des Zentralnervensystems zählt. So abstrakt die Zahl klingt, so verschieden sind die betroffenen Menschen und die jeweiligen Krankheitsverläufe. Deshalb stimmen Ergotherapeuten ihr Vorgehen individuell auf jeden einzelnen MS-Patienten ab.
An Multipler Sklerose Erkrankte leiden unter körperlichen, im späteren Verlauf auch an geistigen Einschränkungen. Diese zu überwinden und den Alltag so selbstständig wie möglich zu bewerkstelligen, ist das Ziel der Ergotherapie. Dabei sieht die Ergotherapie den Patienten als vielschichtiges Individuum mit ganz persönlichen Bedürfnissen. Diese gilt es zu ermitteln ebenso wie Ressourcen, Therapieziele und passende Maßnahmen. Im Verlauf immer wieder neu auf das aktuelle Befinden einzugehen und das Vorgehen entsprechend anzupassen, ist ein aktiver und meist gemeinsamer Lernprozess.
Ergotherapie: vielseitig unterstützend
Zunächst analysieren Ergotherapeuten alles, was das Leben des Erkrankten ausmacht. Dazu gehören ganz praktischen Aspekte wie die persönliche und häusliche Selbstversorgung oder die Frage nach der eigenen Mobilität - zuhause wie im Freien.
Je nach Befund werden dann Handlungsabläufe, Bewegungsfähigkeit oder alternative Vorgehensweisen trainiert. Bei Bedarf wird auch eine Wohnraumanpassung eingeleitet.
Kann der Erkrankte die für ihn wichtigen Betätigungen nicht oder nur mehr teilweise selbst ausführen, schlägt der Ergotherapeut den Einsatz von Hilfsmitteln vor. Sie werden in Begleitung des Ergotherapeuten erprobt, ausgewählt und der Umgang mit ihnen erlernt. Denn oft erkennen die Erkrankten erst mit der Zeit den Wert von kräfteschonenden Alltagshilfen wie Schreibhilfen für Stifte und PC, Einhandschäler oder Gehhilfen, die sie mobil und autark machen - eine wichtige Erfahrung, die das Gefühl von Selbstwirksamkeit und Autonomie vermittelt.
Gemeinsam: Zuversicht festigen
Die Betrachtung des Menschen als Ganzes ist Grundlage der Ergotherapie. Dies führ als Konsequenz zu einer ganzheitlichen Behandlung. Ergotherapeuten achtet deshalb nicht nur auf die körperlichen und geistigen sondern auch auf die emotionalen Auswirkungen der Erkrankung. Sie helfen ihren Patienten zum Beispiel herauszufinden, welche Freizeitaktivitäten oder sogar ehrenamtliche Tätigkeiten sie wahrnehmen können. Denn ein ausgefülltes und aktives Leben stärkt die Psyche und wirkt positiv auf das Allgemeinbefinden von Menschen mit Multipler Sklerose.
Ergotherapeuten schließen auch das soziale Umfeld, Freunde und Familie mit ein. Auch sie müssen lernen, mit der Krankheit umzugehen, das richtige Maß an Unterstützung anzubieten, den Erkrankten immer wieder zu motivieren, zu fordern und zu fördern und vor allem, im Gespräch zu bleiben. Nur so lässt sich die jeweilige Stimmung erspüren und ein positiver Umgang miteinander pflegen. Die Betroffenen können Pläne schmieden, sich selbst Ziele setzen und erreichen. Sie erleben Erfolgsmomente und werden von anderen gebraucht und respektiert – all das steigert das Selbstwertgefühl und den Zusammenhalt, es gibt Struktur und macht zuversichtlich.
Interdisziplinär: Behandlungserfolge verstärken
Ergotherapeuten arbeiten mit Ärzten, Physiotherapeuten und Logopäden zusammen. Diese interdisziplinären Teams stimmen ihre Maßnahmen auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten ab. Um die Behandlungserfolge zu verstärken, überprüfen alle involvierten Spezialisten regelmäßig die Situation der an MS Erkrankten und richten gemeinsam ihre Behandlung gezielt auf die jeweils aktuellen Probleme aus. Die individuellen Einschränkungen MS-Erkrankter optimal therapieren – das ist die Devise des gesamten Helferteams.
Für alle wichtig: weitere Informationen
Ergotherapie ist ein wichtiges Heilmittel bei Multipler Sklerose. Sie kann sowohl stationär in einer Klinik, in einem Rehabilitationszentrum, ambulant in einer Ergotherapie-Praxis oder auch im häuslichen Umfeld durchgeführt werden. Abhängig davon, welche therapeutischen Maßnahmen angewandt werden, dauert eine Therapieeinheit zwischen 30 und 60 Minuten. Die Häufigkeit der Behandlungstermine richtet sich nach der Situation des Betroffenen. Für Angehörigen von Patienten mit Multipler Sklerose, die bestmöglich mit der Krankheit und den daraus resultierenden emotionalen Belastungen umgehen wollen, bieten viele Ergotherapie-Praxen und Reha-Einrichtungen spezielle Beratung oder Workshops an.
Auch Selbsthilfegruppen unterstützen. Sie geben Betroffenen die Möglichkeit, nicht nur ihr Schicksal zu teilen, sondern sich auch gegenseitig mit Informationen und Hilfe zu versorgen. Betroffene, die nach einer solchen Gruppe oder weiteren Informationen suchen, können sich über folgende Internetseiten informieren: www.dmsg.de (Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft) / www.amsel.de (Das Mulitple Sklerose Portal) / www.ms-infozentrum.de (unabhängiges Informationszentrum)
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