Dass die Zahl psychisch kranker Menschen stetig zunimmt ist seit Jahren zu lesen, untermauert durch Studien und Reports von Krankenkassen. Psychische Erkrankungen führen inzwischen sogar die Liste von Gründen für Frühverrentungen mit an, eine große auch wirtschaftliche Belastung der Gesellschaft. Doch welch menschliche Schicksale verbergen sich hinter diesen Zahlen? „Insbesondere diejenigen mit chronischen psychischen Verläufen leiden unter vielen wiederkehrenden oder Daueraufenthalten in der Klinik. Das macht ein reguläres Arbeitsleben als Existenzgrundlage und ein eigenständiges Leben oft unmöglich.“, so Tanja Hinrichs, Ergotherapeutin im DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.). Sie erklärt, wie es gelingen kann, diesen Menschen zu helfen, direkt, eng betreut und erschwinglich.
Die Zahl der psychischen Erkrankungen ist groß. Angeführt von Depressionen, die mittlerweile sogar gesellschaftlich anerkannt sind – vermutlich auch deshalb, weil so viele und wiederholt darunter leiden und weil sie mittlerweile zu den Hauptursachen für Krankschreibungen gehören. „Ich sehe in der Praxis das komplette Feld, Menschen in nahezu jedem Alter mit Psychosen, Persönlichkeitsstörungen, Ängsten, Zwängen, Suchterkrankungen.“, beschreibt Hinrichs ihre Patienten und verdeutlicht den besonderen, hervorragend funktionierenden Ansatz der Ergotherapie so: „Aber letztlich ist es nicht an erster Stelle das Krankheitsbild, um das es bei uns Ergotherapeuten geht. Es ist der Mensch.“
Wann Ergotherapie nötig ist
Auch auf die Notwendigkeit einer Behandlung hat die Ergotherapie einen eigenen Blick. Dazu macht Hinrichs klar, dass eine Ergotherapie nur dann wirksam sein kann, wenn tatsächlich ein Leidensdruck da ist. Das ist der Fall, wenn die Betroffenen selbst oder Außenstehende bemerken, dass etwas in Schieflage ist, was im schlimmsten Fall – einem akuten Schub – zu einer lebensnotwendigen Zwangseinweisung führen kann. Häufig sind für andere sichtbare Folgen solcher Erkrankungen, dass die Betroffenen immense Geldausgaben oder Reisen machen, die nicht anstehen und die sie sich nicht leisten können, sie Freundschaften ständig überstrapazieren oder andere, völlig aus dem Rahmen fallende Dinge tun. Und wenn sie Überschwänglichkeit im rapiden Wechsel mit Antriebsminderung oder Niedergeschlagenheit selbst nicht aushalten, auch dann besteht Handlungsbedarf. In all diesen Fällen erkennen oft auch Angehörige, Lebenspartner oder nahestehende Freunde, dass da „etwas ganz und gar nicht stimmt“. Das Umfeld kann bereits da aktiv werden und sich um professionelle Hilfe kümmern; später – verordnet der Arzt Ergotherapie – erst recht. Denn auch das ist eines der Merkmale der Ergotherapie: Das Umfeld wird wann immer sinnvoll einbezogen und unter anderem ausführlich informiert, was den Umgang mit dem anderen in ein ganz neues Licht rückt. Und ebenso darf die nötige Unterstützung im Alltag vom Umfeld kommen. Das stabilisiert den Betroffenen zusätzlich und trägt zu einem besseren Therapieerfolg bei.
Wie Ergotherapie den Therapieerfolg begünstigt
Auch Hausbesuche fördern den Behandlungserfolg. Tanja Hinrichs findet: „Das ist ein großartiges Angebot, das wir Ergotherapeuten für unsere Patienten haben. Denn vor Ort können wir direkt Abläufe und andere Prozesse des Alltags üben, was wir in der Praxis nur theoretisch besprechen könnten, wie es zu tun ist. Das ist eine viel höhere Qualität und geht selbstverständlich schneller und besser, ist also obendrein kostengünstiger für die Leistungsträger.“ Dass im vertrauten Umfeld zuhause eine noch intensivere Beziehungsarbeit stattfindet, stärkt das Vertrauen zwischen Erkrankten und Ergotherapeuten zusätzlich. Denn so öffnen sich die Patienten meist leichter, der Ergotherapeut lernt den Menschen immer besser kennen und kann mehr und mehr persönliche, für die Therapie wichtige Informationen erfahren. Und auf diese Weise die Therapie einfacher anpassen und verändern. „Das Schöne an der Ergotherapie ist das Grundprinzip, auf jeden Einzelnen individuell einzugehen. Denn es gibt auch Patienten, die soziale Kontakte brauchen, da macht ein Hausbesuch zunächst keinen Sinn. Die kommen zu mir in die Praxis und können dort in Einzel- oder Gruppentherapie gehen. Oder wenn die berufliche Situation der Grund ihrer Behandlung ist, biete ich Arbeitstherapie an. Oder Soziales Kompetenztraining, Stressbewältigung und vieles mehr.“, schildert Tanja Hinrichs begeistert die vielfältigen Möglichkeiten der Ergotherapie.
Ergotherapie schreibt Erfolgsgeschichten
Und der Erfolg gibt ihr Recht. So berichtet sie von einer Patientin, die jahrelang Weihnachten, ihre persönliche Krisenzeit, nur in der Klinik überstanden hat. Dank der Möglichkeit, das Jahr über in der Ergotherapie eng betreut zu sein, an der Stärkung der eigenen Ressourcen, Fähigkeiten und Ziele zu arbeiten, gelang es schlussendlich sogar in diesen speziellen Zeiten mit einem Aufstocken der Ergotherapie ohne Klinikaufenthalt auszukommen. Bei einem anderen Patienten, der monatelang wegen seiner psychischen Probleme und damit einhergehender massiver Hautprobleme die eigene Wohnung nicht mehr verlassen hatte, ist ihr im Lauf der kontinuierlich stattfindenden Hausbesuche gelungen, gemeinsam mit dem Patienten herauszufinden, dass er nicht alleine leben kann. Die Lösung, eine Wohngemeinschaft mit einem zu ihm passenden Menschen, ist ein in diesem Fall seit Jahren funktionierendes Erfolgsmodell. So wie diese beiden gibt es viele Menschen, die durch ergotherapeutische Maßnahmen und Therapieformen zurück in einen funktionierenden Alltag und einen für sie selbst akzeptierten Umgang mit ihrer psychischen Erkrankung gefunden haben. Informationsmaterial zur Ergotherapie erhalten Interessierte bei den Ergotherapeuten vor Ort; diese diese sind über die Therapeutensuche zu finden. Zur Kampagne der Ergotherapie geht es hier entlang: www.volle-kraft-im-leben.de
Diese Presseinfo mit Bildern als
pdf
pdf
(269 KB)