Die Lebensqualität von Menschen mit Behinderung oder Einschränkungen hängt unmittelbar damit zusammen, wie leicht sie sich selbstständig in ihrer Umwelt bewegen und alleine zurechtkommen können. „Dafür ist Barrierefreiheit nötig. Und zwar so, dass sie den Bedürfnissen derer entspricht, für die sie geschaffen wird.“, vertritt Michael Hubert, im Projekt Agentur Barrierefrei NRW tätiger Ergotherapeut im DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.), die Interessen und Erwartungen von Menschen mit Behinderung.
Einfach mit der Straßenbahn oder dem Bus zur Arbeit oder zu einer Verabredung fahren. Das hört sich unspektakulär an. Kann sich aber für Menschen mit einer Behinderung oder Beeinträchtigung zum Abenteuer entwickeln. Ist beispielsweise der Einstieg nicht abgesenkt, benötigen Menschen im Rollstuhl, mit Rollatoren, anderen Gehhilfen oder auch „nur“ einem Kinderwagen fremde Hilfe. Dasselbe gilt für seh- oder hörbehinderte Menschen, Kleinwüchsige oder Menschen mit einer geistigen Behinderung, die Ansagen nicht richtig hören oder verstehen können oder Haltevorrichtungen oder Stopp-Knöpfe nicht erreichen. Ist die Umwelt jedoch angepasst, sind also beispielsweise öffentliche Verkehrsmittel barrierefrei gestaltet, können sie sich genauso gut alleine fortbewegen und unabhängig sein wie jeder andere.
Barrierefreiheit wichtiger Baustein
Dass Menschen mit Behinderung sich als kompetent und als Teil der Gesellschaft wahrnehmen, ist ein wichtiges Ziel der Inklusion. Und nützt nicht nur den im landläufigen Sinne ‚Menschen mit Behinderung‘. Alternde und alte Menschen profitieren ebenso von Gebäuden, die für sie einfach und selbstständig zu begehen oder zu befahren sind. Genauso wie von einfacher Kommunikation und Hinweisen, die gut lesbar, gut hörbar, leicht verständlich sind und sich dabei so von der üblichen Informationsvielfalt abheben, dass die Menschen, für die sie gemacht ist, sich unkompliziert orientieren können. Die Agentur Barrierefrei NRW beschäftigt ein multiprofessionelles Team, um mit unterschiedlichen Sicht- und Herangehensweisen möglichst optimale und kostengünstige Lösungen zu entwickeln. Barrierefreiheit ist ein vielschichtiges Thema. Neben den technischen Rahmenbedingungen haben vor allem die menschliche, soziale und medizinische Betrachtungsweise maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklungen der Agentur Barrierefrei. Und darauf, wie diese bei den Betroffenen ankommen, wie hilfreich sie sie empfinden. Gemeinsam mit Ingenieuren arbeitet beispielsweise der Ergotherapeut Michael Hubert an Konzepten, um das Leben von Menschen mit Behinderung so zu gestalten, dass Inklusion tatsächlich stattfinden kann, Teilhabe möglich ist.
Inklusion von Anfang an
Die zentralen Aspekte ergotherapeutischer Betrachtungen sind Betätigung und die Befähigung, diese möglichst selbstständig auszuführen. „Für Menschen mit Behinderung ist es genau so wichtig wie für alle anderen, ihr Leben mit für sie sinnvollen Aktivitäten zu füllen. Die Rolle von Ergotherapeuten – in welchem Arbeitskontext auch immer – ist, diese Gesichtspunkte einfließen zu lassen.“, erklärt Michael Hubert eines seiner Ziele bei der Agentur Barrierefrei. Doch seine Aufgaben gehen weiter: „Durch unsere Ausbildung haben wir medizinische und sozialwissenschaftliche Kenntnisse, erlernen Elemente aus der Pädagogik, Psychologie und Soziologie.“, verdeutlich der Ergotherapeut seine Kompetenz in vielen Bereichen. Und die ist nötig, um Entwicklungen für mehr Barrierefreiheit im Rahmen der technischen Möglichkeiten so zu gestalten, dass es passt. Vor allem den Menschen mit Behinderung oder Beeinträchtigung. Auch dafür ist ergotherapeutischer Input wichtig: Ergotherapeuten beziehen generell diejenigen, um die es geht, mit in alle Überlegungen und Zielsetzungen ein. Ergotherapeutische Arbeit braucht das Bündnis mit Klienten; ein sich über andere hinwegsetzen gibt es nicht. Stattdessen eine wertschätzende Haltung bereits bei der Ansprache Betroffener und deren Interessensverbänden sowie Kommunikation auf Augenhöhe. „Diese Form der Inklusion von Anfang an beflügelt solche Kooperationen ungemein.“, ist Huberts Erfahrung.
Blickwinkel von Menschen mit Behinderung berücksichtigen
Fragt man den Ergotherapeuten nach seinen Visionen, wünscht er sich mehr Zusammenarbeit da wo Pflegeplanung gemacht wird, da wo Städteplanung gemacht wird, da wo Hilfsmittel entworfen werden, Versorgung mit Hilfsmitteln geplant wird, da wo Wohnraumanpassung geplant wird. „Ich glaube, es gibt ganz viele Felder, wo Ergotherapeuten wegen ihrer Sicht der Welt schon mitarbeiten, aber wo sie insbesondere wegen ihrer Einstellung – die die Betätigungs- und Teilhabewünsche von Menschen mit Behinderungen aufgreift – noch deutlich mehr und einflussreicher werden könnten. Um zu unterstützen und zu fördern, dass die Gesellschaft in Hinblick auf das Menschliche wachsen und zusammenwachsen kann. Und sich dadurch die Chancen für Menschen mit Behinderung einfach vergrößern.
Informationsmaterial zur Ergotherapie erhalten Interessierte bei den Ergotherapeuten vor Ort; diese sind über die Therapeutensuche im Navigationspunkt „Service“ des DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.) auf www.dve.info zu finden. Zur Kampagne der Ergotherapie geht es hier entlang: www.volle-kraft-im-leben.de
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